In modernen Neubauprojekten ist die Sicherheit ein integraler Bestandteil der Planung, insbesondere wenn es um betriebliche Abläufe geht. Während die technische Sicherheitsplanung von der Installation von Zutrittskontrollsystemen bis zur Festlegung von Scharfschaltbereichen umfassend bedacht wird, ist die Frage, ob diese Sicherheitsmaßnahmen nahtlos in den zukünftigen Betriebsablauf passen, oft ein entscheidender Faktor für die Effektivität und Akzeptanz der Sicherheitskonzepte.

1. Frühzeitige Integration von Sicherheits- und Betriebsabläufen

Bereits in der Planungsphase eines Neubaus sollte die Frage gestellt werden: Wie flexibel müssen Sicherheitsmaßnahmen im Alltag und besonders bei abweichenden Betriebszeiten sein? Diese Überlegung betrifft Aspekte wie Wochenendarbeiten, flexible Arbeitszeiten oder Arbeiten außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Ein Beispiel: Möchte ein Mitarbeiter an einem Wochenende im 5. Obergeschoss arbeiten, während die restlichen Stockwerke ungenutzt bleiben, sollte nicht zwangsläufig das gesamte Gebäude unscharf geschaltet werden. Die Möglichkeit, gezielt bestimmte Stockwerke zu sichern, ohne den Schutz des gesamten Gebäudes aufzuheben, ist dabei ein wesentlicher Faktor.

Anforderung: Sicherheitslösungen sollten modular und flexibel sein, um auch bei ungeplanten Aktivitäten oder Arbeiten außerhalb der Geschäftszeiten bedarfsorientiert genutzt zu werden, ohne die Gesamtstruktur der Gebäudesicherheit zu beeinträchtigen.

2. Die Bedeutung abgestufter Scharfschaltbereiche

Die Schaffung von Sicherheitszonen und Scharfschaltbereichen erlaubt es, Teile des Gebäudes zu sichern, während andere für spezifische Tätigkeiten zugänglich bleiben. Diese Zonenstruktur erfordert jedoch ein hohes Maß an Planung: Welche Bereiche müssen auch zu Randzeiten sicher sein? Und welche Implikationen hat dies für die Mitarbeiter, die sich innerhalb dieser Zonen bewegen?

Ein abgestuftes Sicherheitskonzept bietet den Vorteil, dass Zugänge flexibel gewährt oder gesperrt werden können, was jedoch auch neue Herausforderungen mit sich bringt. Beispielsweise muss ein Mitarbeiter, der an Wochenenden nur in einem bestimmten Bereich tätig ist, wissen, dass er in anderen gesperrten Bereichen keine Bewegungsfreiheit hat. Für eine nahtlose Integration in den Betriebsablauf ist es wichtig, die Scharfschaltbereiche klar zu definieren und allen betroffenen Mitarbeitern verständlich zu kommunizieren.

Praxisbeispiel: Einem Produktionsmitarbeiter, dessen Tätigkeit nur auf eine bestimmte Etage beschränkt ist, wird kein Zugang zu Verwaltungs- oder Technikräumen gewährt. Solche Einschränkungen erfordern Schulungen und Sensibilisierung, um zu verhindern, dass Mitarbeiter unerwartet in sicherheitsrelevante Zonen gelangen.

3. Anpassung der Gewohnheiten – Sensibilisierung und Schulung

Die Einführung eines durchdachten Sicherheitskonzepts bedeutet oft eine Veränderung der täglichen Gewohnheiten und Abläufe der Mitarbeiter. Wer bislang uneingeschränkte Bewegungsfreiheit in einem weniger geschützten Gebäude gewohnt war, muss sich in einem Neubau mit höheren Sicherheitsstandards an Regeln und Abläufe gewöhnen, die gezielt auf die neuen Anforderungen ausgelegt sind.

Dazu gehören:

  • Zutrittsbeschränkungen außerhalb der regulären Arbeitsbereiche
  • Limitierte Bewegungszonen außerhalb der üblichen Geschäftszeiten
  • Verständnis für die Gründe hinter den Sicherheitsmaßnahmen: Mitarbeiter sollten die Notwendigkeit der Sicherheitskonzepte erkennen, was auch ihre Motivation erhöht, diese Regeln zu respektieren.

Ansatz für die Praxis: Durch eine frühzeitige Einbeziehung der betroffenen Mitarbeiter sowie gezielte Schulungen lässt sich eine höhere Akzeptanz und eine positive Einstellung gegenüber den Sicherheitsmaßnahmen erzielen. Sicherheitsvorkehrungen dürfen dabei nicht als Einschränkungen, sondern als Schutzmaßnahmen für alle wahrgenommen werden.

4. Herausforderungen der Umstellung auf ein Sicherheitskonzept

Für ein Unternehmen, das bisher ohne strenge Sicherheitsmaßnahmen auskam, kann die Umstellung auf ein neues, sicherheitsorientiertes Gebäudekonzept eine Herausforderung darstellen. Der Schritt von „Sicherheit = 0“ hin zu einem umfassend gesicherten Gebäude bringt technische, organisatorische und personelle Anpassungen mit sich.

  • Technische Herausforderung: Die Implementierung neuer Sicherheitslösungen erfordert nicht nur eine gute Planung, sondern auch den richtigen Mix aus Zugangs- und Scharfschaltmöglichkeiten.
  • Organisatorische Herausforderung: Prozesse und Zugangsrechte müssen klar definiert und kommuniziert werden.
  • Personelle Herausforderung: Mitarbeiter müssen die neue Sicherheitskultur annehmen und verstehen, wie sie sich in diesem veränderten Umfeld bewegen dürfen.

5. Fazit und Handlungsempfehlungen

Die Einbindung von Sicherheitsüberlegungen bereits in der Planungsphase von Neubauten ist essenziell, um spätere Betriebsabläufe nicht zu beeinträchtigen. Flexibilität in Scharfschaltbereichen, abgestimmte Zugangsrechte und eine klare Kommunikation sind die Basis, um Sicherheitsmaßnahmen erfolgreich in den Alltag zu integrieren. Frühzeitige Einbindung aller Stakeholder und gezielte Schulungen sind Schlüsselfaktoren, um eine hohe Akzeptanz der neuen Sicherheitsstruktur zu gewährleisten.

Empfohlene Maßnahmen:

  1. Modulare Sicherheitsplanung: Flexibilität und Abstufung ermöglichen, gezielte Bereiche unabhängig voneinander zu sichern.
  2. Sensibilisierung und Schulung: Mitarbeiter frühzeitig einbinden und umfassend informieren.
  3. Klare Regeln und Kommunikation: Prozesse und Maßnahmen transparent und verständlich kommunizieren.

Eine durchdachte, frühzeitige Sicherheitsintegration stellt sicher, dass das Gebäude nicht nur technisch gesichert ist, sondern dass Sicherheitsabläufe und Betriebsalltag in Einklang stehen – für mehr Effizienz und Akzeptanz im sicheren Umfeld.